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Sustainability Insights XI: "Circular Economy ist heute von größerer Bedeutung denn je"
Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein Nice-to-have – sie ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Besonders die Kreislaufwirtschaft bietet Unternehmen einen vielversprechenden strategischen Ansatz, um ökologisch und ökonomisch zukunftsfähig zu bleiben.
Ramona Treffler
20. November 2025
Society
Lesezeit: 4 Min.
Weniger Abfall, effizientere Ressourcennutzung, längere Produktlebenszyklen: Die Kreislaufwirtschaft stellt das klassische lineare „Wegwerfmodell“ infrage – und eröffnet neue Chancen. Deshalb investieren Konzerne wie Siemens und die BMW Group gezielt in entsprechende Konzepte.
Ein Beispiel dafür ist die Circular Republic, gegründet im Jahr 2023. Ziel der Initiative ist es, die Transformation zur Kreislaufwirtschaft aktiv voranzutreiben – durch Wissenstransfer, die Vernetzung mit Start-ups und die Erprobung skalierbarer Lösungen.
Digitale Technologien spielen eine Schlüsselrolle, um Kreislaufwirtschaft zu realisieren.
Circular Republic bringt Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Start-up-Szene zusammen – eine Art Silicon Valley für zirkuläres Wirtschaften. Auch wir bei KUKA setzen uns intensiv mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft auseinander. In unseren Sustainability Insights beleuchten wir die „Circular Economy“ aus verschiedenen Perspektiven – und werfen dabei bewusst einen Blick über den KUKA Tellerrand hinaus.
Wir haben mit Tobias Grimm von Siemens und Britta Kempf von der BMW Group gesprochen, sie sind Experten für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Im Interview geben sie uns Einblicke in die Chancen und Herausforderungen und warum digitale Technologien eine Schlüsselrolle bei der Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft spielen.
Geopolitische Unsicherheiten, wirtschaftliche Herausforderungen: Nachhaltigkeit ist in der Wahrnehmung derzeit eher in den Hintergrund geraten. Warum ist das Thema Kreislaufwirtschaft gerade jetzt dennoch relevant?
Tobias Grimm: "Circular Economy ist heute von größerer Bedeutung denn je, und das aus mehreren Gründen. Zum einen stehen wir vor einer zunehmenden Ressourcenknappheit:
Tobias Grimm, Projektmanager Ecodesign bei Siemens, Digital Industries, Motion Control
Viele Rohstoffe sind nur begrenzt verfügbar, und geopolitische Spannungen verschärfen die Abhängigkeiten und Risiken in den Lieferketten. Gleichzeitig wächst der regulatorische Druck. Neue gesetzliche Vorgaben setzen klare Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften und fordern Unternehmen zum Umdenken. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Prozessen sowohl auf Kundenseite als auch bei Investoren stark steigt. Aber: Unternehmen profitieren gleich mehrfach: Sie sparen nicht nur wertvolle Materialien und Ressourcen und damit Kosten, sondern machen sich gleichzeitig unabhängiger von den Schwankungen globaler Rohstoffmärkte und fragilen Lieferketten. Und nicht zuletzt stärken neue, nachhaltige Technologien und Geschäftsmodelle die eigene Innovationskraft."
Britta Kempf: "Da kann ich Tobias nur zustimmen: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind von großer Bedeutung. Jedes Jahr verbraucht die Menschheit mehr als 100 Milliarden Tonnen neu gewonnener Rohstoffe – Tendenz steigend.
Britta Kempf, Diplom Betriebswirtin und Managerin Nachhaltigkeit in der Produktionstechnik im Bereich Anlagentechnik und Robotik der BMW Group
Die Weiterverarbeitung vieler Primärrohstoffe wie Metallerze oder Erdöl ist sehr energie- und damit CO₂-intensiv. Deswegen ist es unsere langfristige Vision bei der BMW Group, Rohstoffe so lange wie möglich in einem Kreislauf zu halten."
Was sind aktuell die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft?
Britta Kempf: "Wenn es um die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprojekten geht, stehen wir vor mehreren Herausforderungen. So müssen wir den Zugang zu kritischen Rohstoffen und Recyclingkapazitäten absichern, insbesondere mit Blick auf geopolitische Entwicklungen. Und natürlich ist auch die Finanzierung von Maßnahmen oder die Einführung und Umsetzung neuer Prozesse im Unternehmen ein Thema."
Tobias Grimm: "Zudem muss man die wirtschaftliche Rentabilität berücksichtigen: Recycelte Materialien und Wiederaufbereitung sind oft teurer als die klassische Neuproduktion, die durch hochautomatisierte Prozesse effizient und kostengünstig geworden ist.
Die Kreislaufwirtschaft stellt das klassische lineare „Wegwerfmodell“ infrage – und eröffnet neue Chancen.
Hinzu kommt, dass die nötige Infrastruktur für eine funktionierende Reverse Value Chain, also der Rückfluss von Produkten in die Lieferkette zur Wiederaufbereitung oder Recycling, vielerorts noch fehlt. Durch starke Kooperationen im Ecosystem versuchen wir dies zu lösen. Ein weiterer Punkt ist die Energieeffizienz: Gerade bei Elektronikprodukten in der Antriebstechnik entstehen über 90% der CO₂-Emissionen in der Nutzungsphase. Neuprodukte sind hier oft effizienter als aufbereitete Alternativen, was die ökologische Bilanz komplexer macht."
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Nachhaltigkeitsthemen sehen Sie in den nächsten Jahren im Fokus?
Tobias Grimm: "Digitale Technologien spielen eine Schlüsselrolle bei der Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft. Ein gutes Beispiel sind digitale Produktpässe – sie ermöglichen die lückenlose, transparente Nachverfolgbarkeit von Materialien und Produktinformationen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Ein weiterer wichtiger Baustein sind digitale Zwillinge. Sie helfen dabei, Re-Prozesse – also Rücknahme, Wiederaufbereitung und Wiederverwendung – effizient zu planen und zu optimieren. Dadurch lassen sich zirkuläre Abläufe nicht nur simulieren, sondern auch gezielt verbessern."
Britta Kempf: "Hier gibt es eine Reihe an Projekten, die wir bei BMW stark im Blick haben. So investieren wir in Forschungs- und Innovationsprojekte, um geschlossene Materialkreisläufe für bestimmte Produktgruppen zu implementieren.
Die Initiative Circular Republic vernetzt Unternehmen, Forschung und Start-ups - wie ein Silicon Valley für Kreislaufwirtschaft.
Die Initiative Circular Republic von UnternehmerTUM und der BMW Group konzentriert sich dabei auf den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Unternehmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Und im Bereich Anlagentechnik und Robotik steht die Verlängerung von Anlagenlaufzeiten und geschlossene Materialkreisläufe im Fokus. Dabei werden bestimmte Materialien nach ihrer Verwendung gesammelt, recycelt und wieder zu neuen Produkten gleicher Qualität verarbeitet, anstatt entsorgt zu werden."
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